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Libera Università di Bolzano

Training on the Consulting-Job
Prof. Michael Nippa

unibz news

Training on the Consulting-Job

Was ist dran am Vorwurf, die Universitäten und speziell die wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten würden Wissen vermitteln, das an den tatsächlichen Bedürfnissen der  Unternehmen vorbeigeht? 

Der Vorwurf, die Universitäten und speziell die wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten würden Wissen vermitteln, das an den tatsächlichen Bedürfnissen der Wirtschaft und Unternehmen vorbeigeht, ist ein altbekannter. Und es braucht nur einen Schuss Selbstkritik unter den Professorinnen und Professoren sowie –vielleicht noch mehr– staatlichen Regulierungsbehörden, um einzugestehen, dass dieser Vorwurf durchaus Berechtigung hat.

In den 1980er Jahren wurden mir und meinen Kommilitonen im Wirtschaftsstudium zum Beispiel die Produktionsfunktionen A, B, und C nach Edmund Heinen eingebläut. Die sind mir in meiner umfangreichen Berufspraxis nie wieder begegnet. Meinen Schätzungen nach ist mindestens 95% des im Studium erlernten theoretischen und methodischen Wissens später in der Praxis unnütz.

Was ist das Problem mit solchen pauschalen Aussagen? Erstens lässt sich im Vorfeld nicht bestimmen, welche 5% für welchen Studierenden nutzbringend sein werden. Zweitens, dass das Wissen zu unterschiedlichen Zeiten in der Karriere relevant wird – und dann entweder vergessen wurde oder veraltet ist. Drittens, getreu dem wechselweise Immanuel Kant oder Kurt Lewin zuerkannten Zitat: „Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie.“, werden bei der Vermittlung von Inhalten Metakompetenzen herausgebildet, von denen Absolventen und die sie beschäftigenden Arbeitgeber in hohem Maße profitieren.

Brücken über die Praxislücke
Trotzdem gab und gibt es seit Jahrzehnten Bestrebungen und Ansätze, die Praxislücke zu überbrücken. Dazu zählen unter anderem Pflichtpraktika während des Studiums oder die auch aus anderen Motiven verbreitete Angewohnheit, Praktiker zu Gastvorträgen in Vorlesungen einzuladen.

Unter dem – heutigen Begrifflichkeiten angepassten – Kursnamen Business Consulting Laboratory haben wir das Projektstudium etabliert, das auch von Studierenden im Master Entrepreneurship und Innovation optional gewählt werden kann, die generell ähnlich praxisorientierte Lehrveranstaltungen aus ihrem Studienplan kennen. Wie ist es in das Masterstudium eingebettet? Es bildet sozusagen die Kür im Rahmen der Vertiefungsrichtung Business Administration and Consulting im letzten der vier Semester. Die Studierenden können daher auf das neu erworbene Wissen zugreifen und dieses anwenden. Wesentlicher Baustein ist dabei mein Kurs ‚Advanced Strategic Management‘, der neben Theorie vor allem konzeptionelles und analytisches Wissen vermittelt.

Die Ergebnisse des ersten Versuchs in Kooperation mit einem deutschen Industrieunternehmen im Frühjahrssemester (Entwicklung einer Markteintrittsstrategie) und einem Südtiroler IT-Dienstleister (Wettbewerberanalyse) können sich sehen lassen. Die fünf teilnehmenden Studierenden haben exzellente Arbeit geleistet und dafür viel Lob und sehr gute Noten erhalten. Hätte ich eine Unternehmensberatung, ich würde Alex, Eleonora, Margherita und Serena sicherlich ein Jobangebot machen. Dabei stünde ich in einem harten Wettbewerb, denn die Unternehmen haben auch Engagement, Zuverlässigkeit, Kreativität, Zielorientierung und Teamgeist schätzen gelernt.

Die zweite Auflage im Frühjahr 2022 verspricht noch spannender zu werden, da unsere Studierenden in ‚transatlantischen‘ Teams mit Studierenden des Baruch College in NYC zusammenarbeiten werden, die seit Jahren ein solches Angebot für ihre Studierenden anbieten.

Lesen Sie den gesamten Kommentar von Prof. Michael Nippa (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der unibz)  zu „Training on the Consulting-Job“ hier.

(vic)