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Libera Università di Bolzano

Nick Preda mit verschränkten Armen vor Hintergrund seines Restaurants

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unibzcareers: Von der Unimensa zu cibuspay

Der Protest der Gastronomie gegen die Ausgabefirmen von Essensbons wird immer lauter. unibz-Absolvent Nick Preda legt mit seinem Start-up cibuspay eine Alternative vor.

Die Neugier ist der stärkste Motor in seinem Leben, verriet Nick Preda kürzlich in einem TEDx event in Brixen. In seinem Talk mit dem Titel “Ogni giorno faccio cose che potrei fare meglio” erzählte der Start-upper und Restaurantbetreiber darüber, wohin ihn dieser Drang zu verstehen, wie Dinge funktionieren und zusammenhängen,  gebracht hat. Unter anderem zu einem Informatikstudium an der unibz, das der gebürtige Moldawier mit einem Master in Entrepreneurship und Innovation ergänzte. „Die Neugier hat mich auch an die Universität gebracht und bei meinem Studium begleitet“, sagt Preda. Der junge Informatikstudent lernt die Sprachen, die es für die Kommunikation und Interaktion von und mit Computern und digitalen Systemen braucht, erhält jede Menge Tools für die Gründung und Führung eines Unternehmens. Selbst  in der täglichen Mittagspause in der Unimensa stellt sich Preda Fragen: Wie funktioniert das System, das er mir ermöglicht, meine Universitätskarte auf ein Lesegerät zu halten, um mein Essen zu bezahlen?

Viele der Antworten, die er an der unibz auf seine Fragen findet, sind Nick Preda extrem nützlich, als er bereit während seines Masters eine Gelegenheit beim Schopf ergreift, unternehmerisch tätig zu werden. Gemeinsam mit seinem Compagnon Davide Baio übernimmt er das Restaurant „cibus“ in der Bozner Industriezone. Eine der Herausforderungen, mit denen er dort schnell konfrontiert wird, erinnert ihn an die Mensa der Freien Universität Bozen: Während dort die Schlange an der Kasse immer schnell abgefertigt wurde, staut es sich in seinem neuen Restaurant regelmäßig, wenn Gäste die  unterschiedlichsten Karten für Essensbons zücken. Nicht zuletzt, weil die POS-Geräte vielfach veraltet und mit 3-G viel zu langsam sind. „Außerdem bringen die Essensbons für Betreiber wie uns einen unglaublichen Bürokratieaufwand und hohe Spesen mit sich – im Durchschnitt wartet man 50 Tage auf die Bezahlung, und mit allen Spesen gehen bis zu 35% der Einnahmen für Kommissionen, Gebühren für POS-Gerät und erhöhte Personalkosten verloren“, rechnet der Gastwirt vor.

Doch ganz nach Marie Curies Grundsatz „Man braucht nichts im Leben fürchten, man muss nur alles verstehen“ ließ sich Nick Preda von solchen Problemen nicht unterkriegen. Vielmehr nahm er sie als Inspiration, um nach Lösungen und alternativen Wegen zu suchen. Das Ergebnis? Das Start-up cibuspay. Eine App als Alternative zu traditionellen Essensbons, die auf den Smartphones der Gastwirte und ihrer Gäste läuft, also keine zusätzlichen Geräte samt Gebühren erfordert, und der Gastronomie auch mit einer   Kommission von 10% günstiger zu stehen kommt. Betriebe, die sich bei der App registrieren, schließen eine Art Mensavertrag bei allen mit cibuspay konventionierten Restaurants ab – das wiederum reduziert die Mehrwertsteuer für die Gastwirte von 10 auf 4 Prozent. Um das Problem zu später oder oft überhaupt ausbleibender Zahlungen zu vermeiden, versahen die Start-upper die App mit einem Wallet, also einer digitalen Brieftasche . Die muss von den Betrieben für ihre Mitarbeiter:innen aufgeladen werden, bevor diese damit ihre Mahlzeiten zahlen können. Außerdem erfolgt die Abrechnung zwischen cibuspay und den Restaurants auf wöchentlicher Basis.

Eine Innovation, die teilweise dem erzwungenen Stillstand während der Corona-Lockdowns zu verdanken ist, in denen Preda und sein Compagnon den Prototypen entwickelten. Anfangs testen sie ihn mit Stammkunden im eigenen Restaurant; als sie erkennen, dass die Richtung stimmt, optimieren sie die App und gründen ihr Start-up. Der Verband Conferescenti unterstützt sie dabei, neben digitalen und unternehmerischen Herausforderungen gesetzliche und fiskalische Fragen zu lösen. Zum Jahreswechsel 21/22 starten sie richtig durch. Mittlerweile gibt es Konventionen mit 170 Restaurants in gesamten Trivenento und laufend kommen neue hinzu. In Südtirol zählen Betriebe wie Thun oder FruitService zu den angeschlossenen Betrieben; doch die App wird auch von Angestellten großer und kleiner Betriebe von Sterzing bis Trient oder Mezzolombardo bis hinunter nach Padua oder Vicenza genutzt.

In ihrem eigenen Restaurant sind die beiden Start-upper nur mehr selten zu finden; die App fordert ihre gesamte Energie. Nach eineinhalb Jahren im Turiner Start-up-Inkubator i3p sind sie Teil des Akzelerator-Programms Le Village; in Südtirol haben Preda und Baio einen Wettbewerb für die Kapitalisierung von innovativen Unternehmen gewonnen. Und auch die immer größere Unzufriedenheit der Gastronomie mit dem bestehenden System, die in den vergangenen Monaten sogar zu einem Streik geführt hat, steigert die Marktchancen des Start-ups. „Es ist an der Zeit, das System zu verändern“, wird der unibz-Absolvent nicht müde zu sagen. „Hin zu agilen und einfachen Lösungen, auf Basis von Systemen, die auf neuesten technologische Entwicklungen basieren.“ Wie jene eines Start-ups, das in der Mensa und den Hörsälen der unibz seine Wurzeln hat.

 (su)