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Free University of Bozen-Bolzano

Foto von Designer-Lampenen in unterschiedlichen Farben und Formen

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Wo Design Räume der Möglichkeiten eröffnet

Im Design Friction Lab an der Freien Universität Bozen entstehen Visionen für eine optimistische Zukunft. Mit neuen Objekten, Materialien und Lebensstilen – nachhaltig, für alle zugänglich.

What if – was wäre wenn: Diese zwei englischen Worte öffnen im Design Friciton Lab  der Freien Universität Bozen den Raum, Objekte und Funktionen neu zu denken und gesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen mitzugestalten. „Für uns bedeutet Design-Friction, aus der Komfortzone auszubrechen und in imaginäre Welten einzutauchen. In solch kreativen Räumen erschaffen wir Objekte, die es bisher nicht gibt, und entfalten visionäre Perspektiven, um die Gegenwart mit neuen Ideen zu bereichern”, sagt Prof. Nitzan Cohen, Gründer und Leiter des Forschungslabors an der Fakultät für Design und Künste.

Was wäre, wenn wir unsere wichtigsten Körperwerte mit einem einfachen Scan unserer Haut mit einem Smartphone erfassen könnten?  Was wäre, wenn die Verpackungsindustrie unserer Umwelt nutzen statt schaden würde? Oder was wäre, wenn sich jeder von uns mit schönen und vor allem besseren Objekten umgeben könnte, weil er sie selbst herstellen kann? Die designgeleitete Forschung in diesem Labor der Fakultät für Design und Künste gleicht einer Reise durch die unendlichen Möglichkeiten des Designs – mit viel Inspiration für Innovation und ein vollständiges Ausschöpfen der Freiheit der kreativen Gestaltung. Design kann weit mehr als Objekte ästhetisch zu verfeinern, zeigt dieser ganzheitliche Ansatz. Ausgehend von einer tiefgreifenden Analyse und Recherche wird auf eine breite Palette gestalterischer Werkzeuge gesetzt und ein Raum für das Zusammenspiel unterschiedlicher Disziplinen geschaffen.  

Für das Projekt InnoCell, dem Herstellen von mikrobieller Zellulose als Ausgangsmaterial für innovative Produkte im Food- und Non-Food-Bereich, hat sich das Team des Design Friction Lab Lebensmittelwissenschaftler der unibz mit ins Boot geholt. Das Know-how der Forschungsgruppe rund um Prof. Matteo Scampicchio half den Designer:innen, den Innocell Bioreactor zu entwickeln – eine Art Gewächshaus zur Herstellung der vielfältig einsetzbaren und biologisch abbaubaren Zellulose mit Bakterien, die mit Apfelresten oder anderen zuckerhaltigen Reststoffen gefüttert werden. Die möglichen Anwendungen dieses Materials als Alternative zu Plastik und Papier für Verpackungen haben es nicht zuletzt in die Wanderausstellung des Vitra Design Museums „Plastic: Remaking Our World“ geschafft. Und: ein Open Source Produktionshandbuch ermöglicht es allen Interessierten, den Bioreaktor nachzubauen. Eine Möglichkeit, von der beispielsweise das führende Zentrum für Materialinnovation an der Delft University of Technology ausgiebig Gebrauch gemacht hat, wo eine ganze Reihe an Innocell Bioreactors im Einsatz sind.

Eine enge Zusammenarbeit mit Expert:innen für smarte Nanosensoren der unibz hat zu einem weiteren Schwerpunkt des Design Fricition Labs geführt: Sustainable Smart Parasites heißt ein Forschungszweig, in dem es darum geht, sich wie Parasiten bereits bestehender Energiequellen oder Geräte zu bedienen, um uns miteinander zu vernetzen. Zwei der vielen möglichen Anwendungen in diesem Bereich: ein Radiogerät, das wie eine einfache Kreditkarte aussieht und Radiofrequenzen zugleich als Stromquelle nutzt; oder wie kleine, modische Aufkleber wirkende biologisch abbaubare Körpersensoren und energieautarke Online-Raumsensoren, die in Verbindung mit einem Smartphone einen Gesundheits- oder Raumklimacheck erlauben.

Bis zum marktreifen Produkt reichen die Entwicklungen des Forschungslabors übrigens in den seltensten Fällen. „Unsere Aufgabe ist es vor allem, den Weg für vollkommen neue Lösungen, Produkttypologien und Horizonte zu ebnen. Doch es freut uns, wenn jemand die innovativen Möglichkeiten aufgreift, die wir gemeinsam mit unseren Partnern entwickeln – sei es, um das letzte Stück des Weges bis zur Marktreife zu gehen oder sich davon zur Entwicklung weiterer Ideen inspirieren zu lassen", sagt Prof. Nitzan Cohen.

DIYR: Designprojekte zum Selbermachen

Symbolisch für diese Open-Source-Philosophie des Labors steht das Projekt DIYR: eine Kollektion von über 70 anspruchsvollen Designobjekten zum Selbermachen. Dazu gehören hippe Ventilatoren, qualitativ hochwertige Lautsprecher und mobile Beleuchtungssysteme. In diesem Fall geht es tatsächlich um fertig entwickelte Produkte, die selbst nachgebaut werden können. Auf der Website des Projekts (https://diyr.dev/) finden sich detaillierte Anleitungen sowie Links zur Beschaffung des benötigten Materials. Ein sehr praktischer Input, um in unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft wieder das Herstellen und Reparieren von anspruchsvollen Gebrauchsgegenständen zu erlernen – und die wohl konkreteste der vielen Möglichkeiten, die im Design Friction Lab der unibz entstehen.