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Free University of Bozen-Bolzano

Departments CC Regional History

13 Nov 2020 11:00-16:30

Online-Workshop: „Antifaschismus an der Peripherie“

Wissenschaftler aus Aosta, Friaul-Julisch Venetien, Trentino-Südtirol, Sardinien und Sizilien vergleichen die Geschichte des antifaschistischen Widerstands der Jahre 1922–1948

Departments CC Regional History

Das faschistische Regime Benito Mussolinis, die nationalsozialistische Okkupation der Jahre 1943–1945 und der Übergang von der Diktatur zur Ersten Republik sind feste Bezugspunkte der italienischen Nationalgeschichte. Ein Blick auf verschiedene Regionen Italiens offenbart indes, dass die politischen Ereignisse zwischen 1922 und 1948 nicht alle Territorien und Subgesellschaften der Apenninenhalbinsel in gleicher Weise erfassten. Faschistische und nationalsozialistische Herrschaft hatte stets auf regionale Gegebenheiten zu reagieren und konnte sich auf lokaler Ebene in unterschiedlichem Maße entfalten; ebenso unterschied sich der antifaschistische Widerstand in den Regionen hinsichtlich seiner Aktionsformen, seiner politischen und ideologischen Zielsetzungen, seiner zeitlichen Dauer und seiner Intensität.
Die peripheren Regionen Italiens, die 1948 bzw. 1963 mit Sonderstatut errichtet wurden, bieten sich für einen interregionalen Vergleich des antifaschistischen Widerstands in besonderem Maße an. Sie sind geographisch nicht miteinander verbunden und verfügten bis zu ihrer Zusammenführung im italienischen Nationalstaat zwischen 1861 und 1918 über wenige gemeinsame historische Bezugspunkte. Während der Herrschaft von Faschismus und Nationalsozialismus waren diese Regionen teils speziellen Italianisierungsmaßnahmen ausgesetzt; ebenso waren im antifaschistischen Widerstand Fragen des Föderalismus und der Sezession im Gegensatz zu den Kernregionen Nord-, Mittel- und Süditaliens hier von besonderer Bedeutung.
Die vergleichende Analyse von Regionen, in denen sich antifaschistischer Widerstand zwar zeitgleich, aber weitgehend unabhängig voneinander entwickelte, sollte verborgene Gemeinsamkeiten und evidente Unterschiede italienischer Regionalgeschichte ans Licht bringen. Dies kann anhand einer regionalen Überblicksdarstellung für eine der genannten Regionen geschehen, wie auch an Beispielen zu ausgewählten Themenschwerpunkten, bspw. zu regionalspezifische Exilerfahrungen, zum Partisanenkampf, zur Epurazione, zu einzelnen regionalspezifischen Widerstandsgruppen, zu regionalspezifischen Gesellschaftskonflikte u. ä. Ziel des interregionalen Vergleichs ist es, einen Beitrag zur Erforschung des antifaschistischen Widerstands wie zur vergleichenden Regionalgeschichte zu leisten, indem sowohl neue Quellen bzw. neue Interpretationen zum Widerstand präsentiert, als auch ausgewählte Aspekte italienischer Regionalgeschichte miteinander in Beziehung gesetzt werden. Die Ergebnisse des Workshops werden in einer Ausgabe der Zeitschrift „Geschichte und Region/Storia e regione“ publiziert.


Teilnehmer:
Aldo Borghesi, Università degli Studi di Sassari
Joachim Gatterer, Freie Universität Bozen
Patrick Karlsen, Università di Trieste
Tullio Omezzoli, Istituto storico per la resistenza e la società contemporanea in Valle d’Aosta
Karlo Ruzicic-Kessler (Moderation), Freie Universität Bozen
Mirko Saltori, Fondazione Museo Storico del Trentino
Carlo Verri, Università degli Studi di Palermo
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