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Freie Universität Bozen

Präsident der TU München Prof. Thomas F. Hofmann

Press releases

„Unsere Universität möge uns als Gesellschaft resilienter werden lassen.“

Heute fand die feierliche Eröffnung des 25. Akademischen Jahres der unibz statt. Ehrengast war der Präsident der TU München, Prof. Thomas F. Hofmann, der unterstrich: „Wir bilden Studierende für den Arbeitsmarkt von morgen aus, für Jobs, die es heute noch gar nicht gibt.“ LH Arno Kompatscher hob die gesellschaftspolitische Rolle der unibz für Südtirol hervor: „Unsere Universität möge uns als Gesellschaft resilienter werden lassen.“

Die Präsidentin der Freien Universität Bozen, Prof. Ulrike Tappeiner, eröffnete die Festfeier mit Blick auf die kulturelle wie gesellschaftliche Bedeutung, welche die Universität für Südtirol hat: „Die Freie Universität Bozen ist eine junge Universität, die gerade ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert hat, und zählt mittlerweile rund 4300 Studierende. In nationalen wie internationalen Rankings belegt sie unter den kleinen Universitäten stets einen der vorderen Plätze. Dies kommt nicht von ungefähr, sondern hängt mit unserer strategischen Ausrichtung zusammen, zu der Forschungsexzellenz gehört, aber auch ein fast familiäres Umfeld für unsere Studierenden, die vor allem die hervorragende Betreuung sehr schätzen." In diesem Zusammenhang verwies Tappeiner auf die Bedeutung neuer Organisationseinheiten wie die sehr spezifischen Kompetenzzentren. „Diese sind meist fakultätsübergreifend und interdisziplinär und bearbeiten in enger Zusammenarbeit mit den Stakeholdern zielgerichtete und gesellschaftlich relevante Forschungsthemen. Wir zählen derzeit acht Kompetenzzentren in thematisch wichtigen Bereichen wie Pflanzengesundheit und Genossenschaftswesen, aber auch schulischer Inklusion oder Sozialarbeit und Sozialpolitik. Allein das letzte Thema zeigt, dass unsere Kompetenzzentren Lösungen für notwendige gesellschaftliche Veränderungen anbieten. Dazu gehören insbesondere der Klimawandel und die Nachhaltigkeit."

Rektor Prof. Paolo Lugli ging in seiner Rede auf die zwei neuen Fakultäten für Ingenieurwesen sowie für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften ein: „Diese werden eine grundlegende Rolle in unserer Region spielen, stehen doch Umweltthemen und das Beibehalten einer hohen Lebensqualität im Brennpunkt. Deshalb ist es für uns von grundlegender Bedeutung, dass es gelingt, Südtiroler Jugendliche für das Ingenieurwesen und allgemein für ein wissenschaftlich-technisches Studium zu begeistern." Lugli unterstrich, dass es für die weitere Entwicklung der Universität in den kommenden Jahren „notwendig sein wird, andere Finanzierungskanäle zu finden sowie Vereinfachungs- und Optimierungsmechanismen einzuführen, die Einsparungen bei den laufenden Ausgaben ermöglichen.“ Dazu zählte er Faktoren wie die hohen Lebenshaltungskosten und fehlende Studentenwohnheime bzw. Studentenunterkünfte auf, die das Wachstum behindern könnten und daher sorgfältig analysiert werden müssen. „Sie schränken unsere Möglichkeiten stark ein, um Studierende für ein Studium bei uns zu gewinnen." Schließlich hob der Rektor die Bedeutung des Technologietransfers im NOI Techpark hervor, „wo wir mit unseren modernen Labors innovative Forschung betreiben und Dienstleistungen für alle Produktionssektoren in der Region anbieten, mit bedeutendem Engagement auch in Hinblick auf die berufliche (Um-)Qualifizierung der Beschäftigten in diesen Sektoren."

Prof. Thomas F. Hofmann, Präsident der TUM München, stellte seine Festrede unter den Titel „Universität. Quo vadis?" Darin ging es um die Strategien der deutschen Universität, den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu begegnen. Angesichts von Prozessen „wie disruptivem technologischem Fortschritt, strukturellen Veränderungen in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt, gesellschaftlichen Paradigmenwechsel und geopolitischen Bedrohungen, die die Welt in schneller und unvorhersehbarer Weise verändern, basiert die Antwort, die wir als TUM und als Bildungs- und Innovationsökosystem sowohl lokal als auch international entwickelt haben, auf Innovation und verantwortungsbewusster digitaler Transformation. Hinzu kommen die Anpassung des Lernens an zukünftige Bedürfnisse und die Schaffung tiefgreifender Innovationsökosysteme in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft." Dass dies gelingt, zeigte er eindrucksvoll: die TUM zählt 40% internationale Studierende und 37% Frauen in den technischen Studienfächern. Und weiters: „Wir bilden Studierende für den Arbeitsmarkt von morgen aus für Jobs, die es heute noch gar nicht gibt.“

In ihrer Rede zeichneten der Studierendenvertreter Niklas Klinge und Studentin Charlotte Karl das Bild einer Universität, an der Studierende mitwirken und mitgestalten können: „Ich rufe die Studierenden auf, selbst zu gestalten. Lasst uns Initiativen ergreifen für ein Umfeld, in dem wir uns wohl fühlen.“

Für die Verwaltung stellte Barbara Huber den Gender Equality Plan an der Universität vor, der fünf Themenbereiche an Maßnahmen für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis definiert hat. „Sie werden sich fragen, weswegen es einen solchen Plan braucht? Geschlechterstereotype sind hartnäckig, sie beeinflussen uns alle und sind Grund für Ungleichheit.“ Dazu hob Huber eine Statistik hervor, dass noch heute weltweit Frauen durchschnittlich 36% weniger als Männer verdienen, auch begründet durch Karriereunterbrechung und Teilzeitarbeit. „Beim Gleichstellungsplan geht es darum, in allen Bereichen gegen Ungleichheiten vorzugehen. Es geht schlicht und einfach um Fairness.“

Bei der Festfeier überbrachte Bürgermeister Renzo Caramaschi die Grüße der Stadt Bozen und unterstrich seine Freude über die enge Vernetzung der Universität mit der Stadt, nicht zuletzt durch die Entwürfe der Studierenden der Fakultät für Design und Künste, die erst vor kurzem Entwürfe für ein Denkmal zu Ehren der Geschwister Scholl vorgestellt haben.

Landeshauptmann Arno Kompatscher, zuständig für die Bereiche Universität, Forschung und Innovation, hob die tragende Rolle einer Universität für die Gesellschaft hervor. „Die Skepsis gegenüber der Wissenschaft möge weichen, denn mit den großen Herausforderungen in der Welt, allen voran die Klimakrise, Umbrüche in der Wirtschaft und Kriege, spielen Universitäten in Wissenschaftsbelangen eine große Rolle. „Die Eröffnung eines akademischen Jahres birgt die Gefahr, in Muster zu verfallen. Ich aber möchte anregen, über Ideen nachzudenken, auf dass die res pubblica wieder zu einer gemeinsam getragenen Sache werde. Universitäten sollen forschen, lehren und das Wissen transferieren und somit der Wissenschaftsfeindlichkeit entgegentreten. Unsere Universität möge uns alle resilienter werden lassen.“

Kompatscher hob weiters die Bedeutung der Gründung der zwei neuen Fakultäten für Ingenieurwesen sowie Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften hervor. Und mit Blick auf die zugeschaltete Generaldirektorin im Ministerium für Universitäten und Forschung unterstrich er die bedeutende Möglichkeit, das Konservatorium in Bozen zur Fakultät für Musik Monteverdi an der unibz werden zu lassen. „Denn die uns derzeit gebotene Chance ist vergleichbar - um ein Bild aus dem Fußball zu bemühen - wie ein Tor auf ein Tormann freies Tor schießen zu dürfen.“

Online zugeschaltet war die Generaldirektorin Marcella Gargano im Ministerium für Universitäten und Forschung, die in Vertretung von Ministerin Anna Maria Bernini, ehemalige Professorin für vergleichendes öffentliches Recht an der Universität Bologna, die Grüße der italienischen Regierung überbrachte. Sie kündigte den baldigen Besuch der Ministerin Bernini in Bozen an, der auch die Konservatorium als Thema sehen wird.

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Ensemble Revenge.

(vic)