
StandortRoom BZ D1.02, Universitätsplatz 1 - Piazza Università, 1, 39100 Bozen-Bolzano
Dienststellen CC Regional History
Kontakt Andrea Di Michele
andrea.dimichele@unibz.it
19 Apr 2018 17:30-19:00
Der Erste Weltkrieg und der Faschismus
Vortrag des Historikers Angelo Ventrone (Macerta) im Rahmen der Vorlesungsreihe "Zeitenwende 1918. Das Ende des Ersten Weltkrieges und die Folgen
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Unter den vielen Gründen, die ausschlaggebend dafür sind, dass der Erste Weltkrieg nicht nur in der italienischen Geschichte des 20. Jh. zu einer wirklichen Zeitenwende wurde, müssen vor allem zwei hervorgehoben werden: Zum einen entstand gerade zwischen 1914 und 1918 eine neue politische Mentalität, die sich schließlich durch die Entstehung des faschistischen Regimes in die erste totalitäre Erfahrung des 20. Jahrhunderts übersetzte. Zum anderen wurden im Weltkrieg gerade jene politischen Instrumentarien entwickelt, mit denen der Faschismus eine Gesellschaft regierte, die aus seiner Sicht mit den konventionellen Mitteln der liberalen Regierungen nicht mehr zu führen war.
Schon vor der Niederlage von Caporetto, als aus historiographischer Sicht der Interventionismus seine Positionen radikalisierte, wurden realiter die Formen und Mittel bestimmt, auf die man dafür zurückgreifen wollte. Man kann deshalb sagen, dass der Faschismus gewissermaßen aus dem Willen heraus entstand, zu Friedenszeiten jene Ausnahmeverfügungen anzuwenden, die ursprünglich dafür gedacht waren, während des Weltkrieges den Konsens und Dissens der Massen zu kontrollieren. Es handelte sich um eine Bewegung, die aus einem von Teilen der Politik schon lange vorher, während des Krieges, vorbereiteten Projektes hervorgegangen ist, um an die Stelle des liberalen Staates zu treten. Man war davon überzeugt, dass letzterer seinen historischen Aufgaben offenkundig nicht mehr gewachsen und nicht mehr in der Lage war, die Geschlossenheit und die Macht der nationalen Gemeinschaft im Wettkampf, den das Zeitalter des Imperialismus eröffnet hatte, zu gewährleisten. Es handelte sich um eine Bewegung, die den Übergang des ‚totalen‘ Weltkriegs-Staates hin zum ‚totalitären‘ Staat der Nachkriegszeit bewerkstelligen sollte.