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Freie Universität Bozen

Sozialarbeit in historischen, inter- und transnationalen Kontexten

Semester 2 · 51080 · Bachelor in Sozialarbeit · 10KP · EN · DE


Die Lehrveranstaltung verbindet eine umfassende und kritische Einführung in die Geschichte und Entwicklung der Sozialarbeit mit inter- und transnationalen Perspektiven. Ausgehend von historischen Ursprüngen in Vormoderne sowie im Kontext von Industrialisierung und Sozialer Frage werden Entwicklungen der Sozialarbeit als Profession und Disziplin bis in die Gegenwart nachgezeichnet und auf sozialpolitische Bedeutungen und Verstrickungen in unterschiedlichen Kontexten und zu unterschiedlichen Zeiten hin untersucht. Die Veranstaltung erweitert den Blick auf inter- und transnationale Perspektiven und Dynamiken der Sozialarbeit, analysiert Machtverhältnisse und globale Ungleichheiten und reflektiert dekoloniale Ansätze sowie transkulturelle Herausforderungen. Die Teilnehmenden entwickeln so ein differenziertes Verständnis sozialarbeiterischer Perspektiven und Handlungsoptionen im Kontext gesellschaftlicher und glokaler Spannungsfelder.

Lehrende: Urban Nothdurfter

Vorlesungsstunden: 60
Laboratoriumsstunden: 0
Anwesenheitpflicht: Laut Studiengangsregelung

Themen der Lehrveranstaltung
Siehe die einzelnen Kursmodule

Unterrichtsform
Vorlesung, Gruppenarbeiten, Übungen, Diskussion

Bildungsziele
1. Wissen und Verstehen: - Ein kritisches Verständnis der historischen Entwicklungen der Sozialarbeit entwickeln, einschließlich ihrer Ursprünge, Meilensteine und umstrittenen Narrative. - Erkennen, wie Sozialarbeit sowohl in Unterdrückungssysteme (Kolonialismus, Patriarchat, Rassismus, Klassismus) verstrickt war als auch Formen des Widerstands hervorgebracht hat. - Verstehen, wie Geschichten der Sozialarbeit geformt, zum Schweigen gebracht oder „weißgewaschen“ wurden, und sich mit Bemühungen um Dekolonisierung und Pluralisierung dieser Geschichten auseinandersetzen. - Die Herausforderungen und Möglichkeiten der Sozialarbeit in inter-, transnationalen und globalen Kontexten nachvollziehen, insbesondere im Hinblick auf Ungleichheitsgeschichten und Gerechtigkeitsbewegungen. - Die Auswirkungen gesellschaftlicher und sozialpolitischer Entwicklungen auf lokaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene analysieren und in breitere Kämpfe um Rechte, Gerechtigkeit und Anerkennung einordnen. 2. Anwendung von Wissen und Verstehen: - Eine historisch, sozialpolitisch und kulturell reflexive professionelle Haltung entwickeln, die auf Macht-, Unterdrückungs- und Widerstandsverhältnisse achtet. - Historische und transnationale Perspektiven anwenden, um sich kritisch mit aktuellen Dilemmata der Sozialarbeit auseinanderzusetzen, z. B. im Zusammenhang von Migration, globalen Ungleichheiten und post-/dekolonialen Transformationen. - Kritische historische Einsichten mit gegenwärtigen Praktiken verbinden, um inklusivere Formen der Sozialarbeit in verschiedenen Kontexten zu fördern. 3. Urteilsvermögen: - Prozesse der Professionalisierung der Sozialarbeit kritisch beurteilen und deren Verflechtungen mit staatlicher Macht, kolonialen Projekten und sozialer Kontrolle ebenso wie ihre emanzipatorischen und widerständigen Traditionen anerkennen. - Analysieren und bewerten, wie aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen – wie Globalisierung, Populismus, ökologische Krisen und Kämpfe um Dekolonisierung – die Praxis und Ethik der Sozialarbeit beeinflussen. - Reflexives Urteilsvermögen darüber entwickeln, welche Rolle Fachkräfte bei der Reproduktion oder Infragestellung von Ungleichheiten spielen. 4. Kommunikation: - Fachspezifische Begriffe, Konzepte und Terminologien erwerben und anwenden, um sich mit der Geschichte und den transnationalen Dimensionen der Sozialarbeit auseinanderzusetzen, unter besonderer Berücksichtigung kritischer, intersektionaler und dekolonialer Vokabulare. - Komplexe historische und transnationale Fragestellungen in beiden Unterrichtssprachen klar und sensibel kommunizieren, mit Bewusstsein für unterschiedliche Zielgruppen und kulturelle Kontexte. 5. Lernstrategien: - Strategien für unabhängiges und kritisches Lernen, Forschen und Wissenserwerb entwickeln, insbesondere in Bezug auf marginalisierte, verdrängte und dekoloniale Geschichten der Sozialarbeit. - Die Fähigkeit stärken, sich mit unterschiedlichen Quellen und Perspektiven auseinanderzusetzen, auch jenseits von Mainstream- oder eurozentrischen Darstellungen. - Ein dauerhaftes Engagement für lebenslanges Lernen und kritische Reflexion über die ethischen, politischen und historischen Dimensionen der Sozialarbeit in globalen und lokalen Kontexten fördern.

Art der Prüfung
GESCHICHTE DER SOZIALARBEIT Schriftliche Prüfung (Überprüfung von Wissen und Verständnis) (60% bzw. 80%, eine zusätzliche offene Frage für Studierende, die die Veranstaltung nicht besuchen) Integrierte mündliche Abschlussprüfung (20%) Aktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung (20%) für Studierende, die die Veranstaltung besuchen

Bewertungskriterien
Die schriftliche Prüfung dient der Überprüfung von Wissen und Verständnis der vermittelten Inhalte. Die offenen Fragen zielen insbesondere auf ein kritisches Verständnis sowie auf die Anwendung im Sinne einer historisch bewussten Selbstvergewisserung von Profession und Disziplin. Die integrierte Abschlussprüfung dient eventuellen Nachfragen und Vertiefungen sowie der Verbindung der Inhalte aus den beiden Modulen.

Pflichtliteratur

siehe Modulbeschreibungen




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Ziele für nachhaltige Entwicklung
Diese Lehrtätigkeit trägt zur Erreichung der folgenden Ziele für nachhaltige Entwicklung bei.

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Modules

Semester 2 · 51080A · Bachelor in Sozialarbeit · 5KP · EN

Module A — Inter- und transnationale Sozialarbeit

Lehrende: Urban Nothdurfter

Vorlesungsstunden: 30
Laboratoriumsstunden: 0

Themen der Lehrveranstaltung
This module examines the development of social work from an inter- and transnational perspective. It addresses processes of internationalisation, including the emergence of international organisations and professional networks, by addressing the tension between a global understanding and definition of social work and the risks of professional imperialism and epistemic injustices. Applying a transnational lens, the module also critically analyses how global interconnections, power relations, and historical legacies shape the profession and discipline of social work. Students explore the colonial and neocolonial roots of social work and engage with perspectives from the Global South, indigenous knowledges, and decolonial theory. Key themes include migration, human rights, global inequalities and challenges, and cross-border professional collaboration. Through readings, discussions, group work, and reflection, participants develop a critical and reflexive understanding of social work in its diverse cultural and political contexts, challenging dominant narratives and critically engaging with processes of inter- and transnationalisation as well as with borders and bordering practices.

Unterrichtsform
Lectures, discussions, group work, and presentations

Pflichtliteratur

Cane, T. C., & Tedam, P. (2023). ‘We didn’t learn enough about racism and anti-racist practice’: Newly qualified social workers’ challenge in wrestling racism. Social Work Education42(8), 1563-1585.

Garrett, P. M. (2024). What are we talking about when we are talking about ‘decolonising’ social work? The British Journal of Social Work, 54(5),  2027–2044.

Ioakimidis, V., & Trimikliniotis, N. (2020). Making sense of social work’s troubled past: Professional identity, collective memory and the quest for historical justice. The British Journal of Social Work, 50(6), 1890-1908.

Midgley, J. (2001). Issues in international social work: Resolving critical debates in the profession. Journal of Social Work1(1), 21-35.

Nothdurfter, U. & Pedroni, M. C. (in press). Ecosocial Challenges as an Opportunity to Rethink Social Work in a Critical Glocal Perspective. In P. Pentaris & J. Walker (eds.), The Routledge International Handbook of Glocal Social Work. Routledge.

Nothdurfter, U. (2020). Lost in Translations, United in Diversity or Based on Common and Critical Understandings: The Border Region of South Tirol as a Laboratory for European Social Work?. In European Social Work After 1989: East-West Exchanges Between Universal Principles and Cultural Sensitivity (pp. 153-165). Springer International Publishing.

Schrooten, M. (2021). Transnational social work: Challenging and crossing borders and boundaries. Journal of Social Work21(5), 1163-1181.

Schrooten, M. (2024). Bringing the transnational into social work. In The Routledge International Handbook of Transnational Studies (pp. 143-154). Routledge.

Selected chapters from the following books:

Bartley, A., & Beddoe, L. (eds.) (2018). Transnational social work: Opportunities and challenges of a global profession. Policy Press.

Cox, D., & Pawar, M. S. (2006). International social work: Issues, strategies, and programs. SAGE.

Healy, L. M. & Thomas, R. L. (2020). International social work: Professional action in an interdependent world. Oxford University Press, 3rd edition.

Healy, L. M., & Link, R. J. (Eds.). (2011). Handbook of international social work: Human rights, development, and the global profession. Oxford University Press.

Hugman, R. (2010). Understanding international social work: A critical analysis. Bloomsbury Publishing.

Kessl, F., Lorenz, W., Otto, H. U., & White, S. (eds.). (2019). European social work–A compendium. Verlag Barbara Budrich.

Negi, N. J., & Furman, R. (eds.). (2010). Transnational social work practice. Columbia University Press.

Further working literature can be provided during the course.



Semester 2 · 51080B · Bachelor in Sozialarbeit · 5KP · DE

Module B — Geschichte der Sozialarbeit

Die Veranstaltung gibt einen Überblick über die Geschichte der Sozialarbeit von ihren vormodernen Vorläufern bis zur Gegenwart. Dabei werden sowohl der lokale und nationale Kontext als auch eine europäische (und internationale) Perspektive berücksichtigt. Besondere Betonung erfährt die sozialhistorische Gewordenheit der Sozialarbeit als Profession im Kontext gesellschaftlicher und sozialpolitischer Entwicklung. Vor diesem Hintergrund wird auf das Leben und Werk ausgewählter PionierInnen der Sozialarbeit eingegangen und deren Bedeutung für die Begründung von Traditionslinien in Professions- und Methodenentwicklung aufgezeigt.

Lehrende: Urban Nothdurfter

Vorlesungsstunden: 30
Laboratoriumsstunden: 0

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