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CC Cooperatives

Unternehmensnachfolge als Genossenschaft

Professor Marcelo Vieta, visiting researcher am Kompetenzzentrum, hielt ein Seminar über die Rolle und das Potenzial kooperativer Modelle bei der Unternehmensnachfolge in Krisenzeiten.

Das Kompetenzzentrum für das Management von Genossenschaften hatte die Gelegenheit, Professor und Forscher Marcelo Vieta von der Universität Toronto zu Gast zu haben.

Im Mittelpunkt des Seminars stand die Frage: „Könnten die Arbeiter, wenn sie ihre Arbeitsplätze und Lebensgrundlagen vollständig kontrollieren, bessere Ergebnisse erzielen?“

Professor Vieta erläuterte, wie Beschäftigte durch Krisen und grundlegende Bedürfnisse dazu angeregt werden, Genossenschaften zu gründen, und hob dabei auch die Bedeutung kultureller Faktoren und des gegenseitigen Lernens in diesem Prozess hervor. Es gibt drei Hauptwege: die Wiedererlangung nach Arbeitskonflikten, die vor allem in südamerikanischen Ländern verbreitet ist; verhandelte Umwandlungen, wie sie in Italien, Frankreich, Spanien und Québec vorkommen; und teilweise Umwandlungen, die in den USA, Kanada, Großbritannien und Venezuela üblich sind.

Professor Vieta stellte außerdem seine Forschung zu Workers Buy-Outs (WBO) in Zusammenarbeit mit Euricse vor und betonte, dass Italien alle Schlüsselelemente eines effektiven und resilienten Ökosystems besitzt, in dem die nationale Gesetzgebung (das Marcora-Gesetz) und ein reichhaltiges unterstützendes Umfeld für Umwandlungen in Genossenschaften eine bedeutende Rolle spielen. Zu diesen Schlüsselelementen gehören: individuelle Förderer und Fachleute, die Unterstützung bieten, katalysierende Organisationen, angemessene und geeignete politische Rahmenbedingungen und Gesetze, zugängliche Finanzierungen und Fördermittel, Bildung, Wissen und Information, soziale Netzwerke und Sozialkapital sowie eine genossenschaftliche Kultur und historische Umstände.

Auch Argentinien weist zahlreiche Fälle sogenannter „empresas recuperadas“ auf, das heißt von Arbeitern in Zeiten wirtschaftlicher Krisen auf Mikro- und Makroebene zurückeroberte Betriebe. Es handelt sich dabei um radikale soziale Innovationen — neuartige, sozial orientierte Antworten auf Wirtschaftskrisen, die den kollektiven Nutzen über den privaten Gewinn stellen. Als von Arbeitern geführte Unternehmen, die aus insolventen oder aufgegebenen Betrieben hervorgegangen sind, stellen diese Modelle der genossenschaftlichen Unternehmensnachfolge traditionelle kapitalistische und neoliberale Modelle in Frage und schaffen gerechtere, nachhaltigere und gemeinschaftsorientierte Formen der Wirtschaftsorganisation.

Ein besonderer Dank gilt auch Paola Rovelli, die die Diskussion mit wertvollen Kommentaren bereichert hat.

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