Das 19. Jahrhundert lässt sich auf regionaler Ebene als elementare Formationsphase bezeichnen, als „Laboratorium der Moderne“ (E. Frie), das noch heute unser Verständnis von Tirol, „Tirolizität“ oder „Trentinità“ und dem „Tiroler Raum“ grundlegend prägt.
Diese dritte Landeswerdung Tirols, wie sie Hans Heiss bezeichnet, ist eng mit Prozessen der „Nationalisierung“, „gesellschaftlicher Differenzierung“ und „Medialisierung“ verbunden und gehört, trotz der letzthin mit großer Verve betriebenen und durchaus erfolg- und ertragreichen Revision der Geschichte des Tiroler Aufstands von 1809 zu den dark ages der Regionalgeschichte des Tiroler Raumes.
Das „Tirol“ des 19. Jahrhunderts lässt sich als multiples Grenzland beschreiben, das von sich grundlegend ändernden äußeren wie inneren Grenzen definiert war. Nach 1800 entstand ein völlig neuer Handlungs- und Wahrnehmungsraum, der durch staatlich-institutionelle Praxis, religiös-kirchliche Transformation, sozioökonomischen Wandel, kulturelle Modernisierung und kommunikative Verdichtung generiert wurde.
Dieser spezifischen regionalgeschichtlichen Problemlage will der Forschungsschwerpunkt mit forschungsleitenden heuristischen Grundzugängen begegnen, die sich in Kernperspektiven und in Kernphasen unterteilen und zu einer heuristischen Matrix zusammenfügen lassen.